Neubewertung von Cerliponase alfa bei CLN2: G-BA sieht Anhaltspunkt für einen erheblichen Zusatznutzen
Berlin, 15. Dezember 2022 – Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat den Wirkstoff Cerliponase alfa (Brineura) erneut bewertet und sieht im Ergebnis einen „Anhaltspunkt für einen erheblichen Zusatznutzen“. Cerliponase alfa ist eine Enzymersatztherapie und seit 2017 als Orphan Drug zur Behandlung der Neuronalen Ceroid-Lipofuszinose Typ 2 (CLN2) zugelassen. Bei der ersten Nutzenbewertung hatte der G-BA das Ausmaß des Zusatznutzens noch nicht quantifizieren können. Nun zeigte insbesondere ein historischer Vergleich von längerfristigen Daten (über 5 Jahre) der einarmigen Interventionsstudie mit Cerliponase alfa beim Gesamtüberleben und in der Morbidität (motorische und sprachliche Fähigkeiten) einen deutlichen Vorteil gegenüber dem natürlichen Krankheitsverlauf. Der anhand eines historischen Vergleichs von Registerdaten mit behandelten und unbehandelten Patientinnen und Patienten gezeigte Vorteil einer Behandlung mit Cerliponase alfa in der Morbidität konnte ebenfalls für die Bewertung berücksichtigt werden, so dass der G-BA die höchste Zusatznutzenkategorie „erheblich“ anerkennen konnte. Aufgrund von Unsicherheiten in den historischen Vergleichen wird für die Wahrscheinlichkeit des Zusatznutzen allerdings nur ein „Anhaltspunkt“ gesehen.
Der G-BA hatte seinen 2017 gefassten Beschluss zur ersten Nutzenbewertung befristet und mit der Auflage verbunden, dass der pharmazeutische Unternehmer weitere Daten vorlegt - unter anderem Daten einer längerfristigen Therapie mit Cerliponase alfa und Registerdaten für die in Deutschland mit Cerliponase alfa behandelten Patientinnen und Patienten. Seit der Zulassung des Wirkstoffs werden im DEM-CHILD-Register Daten von mit Cerliponase alfa behandelten Kindern erfasst. Anhand der Registerdaten zum Krankheitsverlauf untersuchte der pharmazeutische Unternehmer die Wirksamkeit von Cerliponase alfa (DEM-CHILD-RX-Population) innerhalb eines indirekten Vergleichs zur externen Kontrolle (unbehandelte Personen in DEM-CHILD).
CLN2 ist eine seltene Erkrankung, bei der das Enzym Tripeptidyl-Peptidase-1 (TPP1) nicht oder nicht ausreichend gebildet wird und die unbehandelt in der Regel früh zum Tode führt. Mit dem Wirkstoff Cerliponase alfa steht erstmals eine Therapie zur Verfügung. Es handelt sich um ein synthetisch hergestelltes Enzym, das alle 14 Tage über einen Katheter in den Liquorraum des Gehirns des an CLN2 erkrankten Kindes eingebracht wird.
Beschluss zu dieser Fachnews
Weiterführende Informationen
Thementext auf der Website des G-BA: AMNOG – Nutzenbewertung von Arzneimitteln gemäß § 35a SGB V