Pressemitteilung | Innovationsfonds

Weniger Langzeitfolgen einer intensivmedizinischen Behandlung: Innovationsfondsprojekt ERIC nutzt Einsatz einer E-Health-Plattform

Berlin, 11. Juni 2020 – Das Risiko, nach einer intensivmedizinischen Behandlung Folgeschäden mit kognitiven, funktionellen und psychosozialen Einschränkungen oder Organfunktionsstörungen zu erleiden, könnte künftig für eine Vielzahl von Patientinnen und Patienten sinken. Dieses Ziel verfolgt das vom Innovationsfonds geförderte und am Donnerstag in Berlin vorgestellte Projekt „Enhanced Recovery after Intensive Care“ (ERIC) der Charité – Universitätsmedizin Berlin, der BARMER und weiterer Konsortialpartner. Im Rahmen des Projektes sollen Indikatoren für eine qualitätsgesicherte intensivmedizinische Behandlung eingeführt und über eine E-Health-Plattform erhoben und ausgewertet werden.

„Für Intensivpatienten ist eine bestmögliche Versorgung überlebenswichtig. Mit dem Innovationsfondsprojekt ERIC haben wir seit 2017 eine telemedizinische Struktur aufgebaut, die evidenzbasiertes Wissen über eine E-Health-Plattform nutzbar macht. Zentral ist dabei eine tägliche telemedizinische Visite auf den Intensivstationen, die hilft, dieses Wissen in jeder teilnehmenden Einrichtung zu implementieren und Langzeitfolgen zu verhindern. Das hat sich auch in der Corona-Pandemie bewährt: Im Projekt SAVE-Berlin@Covid-19 war das neueste Wissen zu Covid-19 über die E-Health-Plattform sofort standortunabhängig verfügbar und konnte zum Wohl der Patientinnen und Patienten angewendet werden“, sagte Prof. Dr. Claudia Spies, Direktorin der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin der Charité.

„Das Projekt ERIC zeigt exemplarisch, worum es bei der finanziellen Förderung durch den Innovationsfonds ganz maßgeblich geht: zu erproben, wie Versorgungsstrukturen besser miteinander vernetzt werden können. Nicht zum Selbstzweck, sondern um für Patientinnen und Patienten die medizinische Behandlung zu verbessern. Teil des Projektes ist eine genaue Evaluation der Ergebnisse: Wie hat die Anwendung der telemedizinischen Instrumente funktioniert, hat sich das Behandlungsergebnis verändert, und kann schon ein Effekt auf die Langzeitfolgen intensivmedizinischer Behandlung prognostiziert werden? Aufgabe des Innovationsausschusses ist es dann zu prüfen, ob die erprobten Ansätze in die breite medizinische Versorgung gelangen sollten und welcher Weg hierfür geeignet wäre“, erläuterte Prof. Josef Hecken, Vorsitzender des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA).

Ziel ist eine Übernahme in die Regelversorgung

Das Projekt ERIC ist im Jahr 2017 gestartet und läuft derzeit an zwölf Intensivstationen in Berlin und Brandenburg. Es wird mit 6,8 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds finanziert. „Das Projekt ERIC kann ein wichtiger Baustein zur Qualitätsverbesserung in der Intensivmedizin werden. Bestätigen sich die erfolgsversprechenden Erkenntnisse, wünschen wir uns, dass das Projekt bald in die Regelversorgung kommt“, sagte Dr. Mani Rafii, Vorstandmitglied der BARMER.

Tägliche Televisiten unabhängig vom Krankenhausstandort

Kernstück des Projekts ERIC ist eine zentrale E-Health-Plattform, die die Kommunikation und die Datenerfassung der beteiligten Krankenhäuser verbessert und in einem telemedizinischen Zentrum bündelt. Es werden unter anderem tägliche Televisiten durchgeführt, in der die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte über mobile Roboter standortunabhängig miteinander kommunizieren.

Hintergrund

Das Innovationsfonds-Projekt ERIC wird unter Konsortialführung der Charité – Universitätsmedizin Berlin für 44 Monate mit insgesamt ca. 6,8 Millionen Euro vom Innovationsfonds gefördert. Als Konsortialpartner sind die BARMER sowie die Technische Universität Berlin, Fraunhofer FOKUS, die Ernst von Bergmann Klinik Bad Belzig gGmbH und die Ludwig-Maximilians-Universität München beteiligt.

Der letzte Patient wurde im März 2020 in das Projekt aufgenommen. Die Nachuntersuchung der Patientinnen und Patienten ist in ERIC über sechs Monate erfolgt und soll im Oktober 2020 abgeschlossen sein.