G-BA beschließt altersgerechtes DMP für Kinder und Jugendliche mit Adipositas
Berlin, 22. November 2024 – Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat heute die Anforderungen an eine strukturierte Adipositas-Behandlung von Kindern und Jugendlichen beschlossen. Das altersgerecht ausgestaltete Disease-Management-Programm (DMP) soll das Risiko vermindern, dass die Adipositas bis ins Erwachsenenalter fortbesteht. Dafür müssen in der Regel ungünstige Ernährungs- und Essgewohnheiten verändert und körperliche Aktivitäten angeregt werden. Um die Kinder und Jugendlichen dabei zu unterstützen, ihre individuell gesteckten Ziele zu erreichen, erhalten sie altersgerechte Schulungsangebote. In die Planung der notwendigen Behandlungsansätze sind – wenn möglich und sinnvoll – die Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen einzubeziehen.
Karin Maag, unparteiisches Mitglied des G-BA und Vorsitzende des Unterausschusses DMP: „Bereits Kinder und Jugendliche können eine Adipositas im Sinne einer chronischen Erkrankung entwickeln. Mit dem altersgerecht ausgestalteten DMP hat der Gemeinsame Bundesausschuss heute ein systematisches und familienzentriertes Unterstützungsangebot beschlossen. Unser Beschluss ist die Grundlage, um Versorgungslücken zu schließen. Bis das DMP genutzt werden kann, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Denn dafür müssen – wie bei allen neuen DMP – auf regionaler Ebene Verträge verhandelt und vom Bundesamt für Soziale Sicherung genehmigt werden.“
Was wird das DMP für Kinder und Jugendliche mit Adipositas bieten?
Eine Adipositas kann ganz unterschiedlich ausgeprägt sein: hinsichtlich Ursachen und Krankheitslast, aber auch bezogen auf die Möglichkeiten, gesundheitlich ungünstige Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten zu ändern. Bei Kindern und Jugendlichen spielen zudem Faktoren eine Rolle, die sich aus der familiären Situation beziehungsweise aus der sozialen Umgebung ergeben können. Deshalb wird im DMP Adipositas von der koordinierenden Kinder- und Jugendärztin oder dem Kinder- und Jugendarzt ein am individuellen Bedarf orientierter Behandlungsplan aufgestellt. Dabei sind auch die Erwartungen und Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen zu berücksichtigen.
Wissenschaftliche Grundlage des neuen DMP bildet die Leitliniensynopse des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.
Welche Kinder und Jugendliche können in dem DMP behandelt werden?
Im neuen DMP können Kinder frühestens ab dem vollendeten fünften Lebensjahr behandelt werden. Um das Ausmaß einer Adipositas einzuschätzen, kann auch im Kindes- und Jugendalter der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) genutzt werden. Anders als bei Erwachsenen werden als Voraussetzung für eine DMP-Teilnahme aber keine absoluten BMI-Werte definiert, sondern eine alters- und geschlechtsabhängige Angabe. Mit dieser statistischen Angabe kann beurteilt werden, wie der individuelle BMI-Wert eines Kindes oder eines Teenagers innerhalb derselben Altersgruppe einzuschätzen ist.
Wann steht das DMP zur Verfügung?
Bis Kinder und Jugendliche mit Adipositas in einem DMP behandelt werden können, bedarf es noch einiger Umsetzungsschritte, an denen der G-BA nicht beteiligt ist – und damit auch keinen Einfluss darauf hat, wie lange sie insgesamt dauern werden. Das Bundesministerium für Gesundheit prüft, ob der Beschluss des G-BA rechtskonform ist und in Kraft treten kann. Wenn das geschehen ist, können Krankenkassen mit Praxen und Krankenhäusern DMP-Verträge schließen und damit ihren Versicherten das Angebot ermöglichen. Eine gesetzliche Verpflichtung, dass eine Krankenkasse ein DMP anbieten muss, besteht nicht.
Der Beschluss und die Tragenden Gründe werden in Kürze unter folgendem Link veröffentlicht: DMP-Anforderungen-Richtlinie | Beschlüsse
Hintergrund: Disease-Management-Programme
Strukturierte Behandlungsprogramme werden für Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen entwickelt und angeboten. Gesetzliche Grundlage ist § 137f SGB V. Die Details zum DMP und zur Dokumentation werden vom G-BA in der DMP-Anforderungen-Richtlinie geregelt.
Grafik: Wie entsteht ein neues DMP-Angebot?
Ausführliche Informationen sind auf der Website des G-BA zu finden: Disease-Management-Programme