Neue Versorgungsformen: Weitere Transferbeschlüsse des Innovationsausschusses veröffentlicht
Berlin, 18. Oktober 2024 – Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss hat heute drei Entscheidungen zum Umgang mit Projektergebnissen zu neuen Versorgungsformen gefasst und auf seiner Website veröffentlicht. Das Themenspektrum der Projekte reicht von einer besseren medizinischen Versorgung von Menschen mit Geschlechtsinkongruenz bis hin zum systematischen Erfassen der Patientenperspektive nach Operationen. Der Innovationsausschuss legt in seinen Beschlüssen jeweils dar, ob er eine breite Nutzung der Erkenntnisse empfiehlt oder beispielsweise noch weiteren Forschungsbedarf sieht. Herausgegriffen und näher vorgestellt werden hier zwei Entscheidungen.
i²TransHealth – Interdisziplinäre, internetbasierte TransGesundheitsversorgung
Menschen mit Transgeschlechtlichkeit, die in einer ländlichen Umgebung leben, sind mit Versorgungsbarrieren konfrontiert, die ihnen den Zugang zu einer spezialisierten, interdisziplinären Versorgung erschweren. Das Interdisziplinäre Transgender Versorgungscentrum (ITHCCH) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf ist eines der wenigen Zentren in Deutschland, die auf die Behandlung von Personen mit Geschlechtsinkongruenz spezialisiert sind. Um auch im ländlichen Umland von Hamburg eine medizinische Versorgung zu ermöglichen, die die Geschlechtsinkongruenz berücksichtigt, hat das wissenschaftliche Projekt ein kooperierendes Ärztenetzwerk aufgebaut. Über eine E-Health-Plattform bestand für die Studienteilnehmenden mit einer Geschlechtsinkongruenz zudem die Möglichkeit, sich mittels Live-Chat mit Transgender-Spezialistinnen und -Spezialisten des ITHCCH auszutauschen und alle zwei Wochen an einer Videosprechstunde teilzunehmen.
Der Innovationsausschuss bewertet die im Projekt erzielten Ergebnisse positiv, um psychische Belastungen für Menschen mit einer Geschlechtsinkongruenz zu verringern. Ob jedoch eine längerfristige Wirksamkeit gegeben ist, sollte weiter erforscht werden. Trotz dieser Einschränkung werden die Ergebnisse zur Information an eine Reihe von Adressaten weitergeleitet, unter anderem an die Verbände der Kranken- und Pflegekassen.
Projektwebsite von i²TransHealth
Beschluss des Innovationsausschusses und Ergebnisbericht
PROMoting Quality – Intersektorale Nutzung von Patient Reported Outcome Measures zur Steigerung der patientenrelevanten Ergebnisqualität
Ein flächendeckendes und standardisiertes Verfahren, das aus der Patientenperspektive den Erfolg von Behandlungen bewertet, gibt es im deutschen Gesundheitswesen derzeit nicht. Das Projekt hat das Befragungsinstrument der „Patient Reported Outcome Measures“ (PROMs) bei Patientinnen und Patienten mit einer Hüft- oder Kniegelenkprothese erprobt: Die Betroffenen wurden nach Entlassung aus dem Krankenhaus über ein Online-Tool kontinuierlich zu ihrem Gesundheitszustand befragt. Ergab sich aus den Rückmeldungen ein Überschreiten bestimmter Schwellenwerte bezogen auf den Heilungsprozess, konnten die nachbehandelnden Ärztinnen und Ärzte z. B. bei postoperativen Komplikationen oder Einschränkungen der Lebensqualität situationsgerecht reagieren.
Insgesamt konnte das Projekt nachweisen, dass mit der digitalen Erhebung von PROMs eine Kosteneffektivität (Ergebnisqualität in Bezug zu aufgewendeten Ressourcen) sowie eine Verbesserung der Lebensqualität im Vergleich zur Regelversorgung verbunden ist. Auch wenn vom Innovationsausschuss weiterer Forschungsbedarf u. a. im Hinblick auf die Befragungsintervalle und die Schwellenwertdefinitionen gesehen wird, werden die im Projekt erzielten positiven Ergebnisse beispielsweise an den Unterausschuss Qualitätssicherung des Gemeinsamen Bundesausschusses übermittelt. Er wird gebeten, die Erkenntnisse im Rahmen seiner Zuständigkeit auf Möglichkeiten zur Berücksichtigung zu prüfen.
Beschluss des Innovationsausschusses und Ergebnisbericht
Sämtliche Beschlüsse des Innovationsausschusses sind auf der Website veröffentlicht: Beschlüsse. Sofern Ergebnisse gezielt an Institutionen weitergeleitet werden, werden die Rückmeldungen der kontaktierten Institutionen dann ebenfalls veröffentlicht.
Weiterführende Informationen
Informationen zur Arbeit des Innovationsausschusses, laufenden und abgeschlossenen Projekten sowie anstehenden Förderbekanntmachungen finden Sie auf der Website des Innovationsausschusses.