Besseres Verständnis der Versorgung kardiovaskulärer Erkrankungen: Forschungsprojekt zeigt geschlechtsspezifische Unterschiede
Berlin, 19. März 2024 – Idealerweise können neue Erkenntnisse, die in Forschungsprojekten des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gewonnen werden, die Versorgung unmittelbar verbessern. Die Relevanz eines Projekts bemisst sich jedoch nicht alleine an einer Transferempfehlung in die Versorgung, das zeigt das Projekt GenderVasc deutlich: Die Ergebnisse leisten einen Beitrag zum Verständnis der Versorgungssituation kardiovaskulärer Erkrankungen in Deutschland und identifizieren zum Teil geschlechtsspezifische Unterschiede.
Eine Erklärung für teils identifizierte Unterschiede in der Versorgung können die Projektergebnisse von GenderVasc zwar nicht liefern. Hierzu wären weitere Erkenntnisse aus Primärdatenstudien notwendig, die die vorliegenden Erkenntnisse aus dem Projekt ergänzen. Dennoch erachtete es der Innovationsausschuss als wichtig, die erzielten Ergebnisse an die einschlägigen Fachgesellschaften zur Information weiterzuleiten. So schlussfolgerte das Projekt GenderVasc aus den Analysen, dass es keinen generellen Anhalt für einen geschlechtsspezifischen Faktor gebe, der die Prognose von Frauen verschlechtert. Vielmehr sei deren oft schlechtere Prognosen durch ein höheres Lebensalter und häufigere Begleiterkrankungen erklärt. Allerdings deuten die Ergebnisse darauf hin, dass medikamentöse und invasive Therapieverfahren bei Frauen im Vergleich zu Männern seltener Anwendung finden.
Prof. Josef Hecken, Vorsitzender des Innovationsausschusses, weist auf die Differenziertheit im Umgang mit Projektergebnissen hin: „Wir nehmen als Innovationsausschuss leider immer wieder wahr, dass der Erfolg eines geförderten Projektes allein daran gemessen wird, ob die Ergebnisse unmittelbar und flächendeckend genutzt werden können. Das ist viel zu verkürzt. Es widerspricht der Möglichkeit eines schrittweisen Forschens. Und es wird verkannt, dass Erkenntnisse die medizinische Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung verbessern können, ohne dass sie sofort Eingang in Verträge, Leitlinien oder auch Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses finden. Nämlich dann, wenn sie Ansätze für weitere Forschung aufzeigen. Unsere Aufgabe als Innovationsauschuss ist es, Transparenz zu allen Ergebnissen herzustellen und sie nutzbar zu machen – und das meint eben nicht nur zu den eindeutig positiven.“
Neben GenderVasc gibt es weitere jüngst beendete Projekte, die keine unmittelbare Transferempfehlung erhalten konnten, aber dennoch wichtige neue Erkenntnisse bereitstellen:
GenderVasc - Geschlechtsspezifische reale Versorgungssituation von Patienten mit arteriosclerotischen kardiovaskulären Erkrankungen in Deutschland
Herz- und Gefäßkrankheiten führen die Statistik der Todesursachen in Deutschland an – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Geschlechtsabhängigen Besonderheiten beispielsweise in der Ausprägung und im Verlauf einer Krankheit werden in der Gesundheitsversorgung bisher jedoch noch zu wenig Beachtung geschenkt. Das Projekt GenderVasc hat die Versorgungssituation kardiovaskulärer Erkrankungen in Deutschland umfassend analysiert. Als Datengrundlage für die Beobachtungsstudie dienten Routinedaten der Allgemeinen Ortskrankenkassen sowie die Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamtes.
Hintergrund: Bewertung von Projektergebnissen
Um für alle Patientinnen und Patienten eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau sicherzustellen, muss das Versorgungsangebot in der gesetzlichen Krankenversicherung kontinuierlich weiterentwickelt werden. Dafür hat der Gesetzgeber beim G-BA den Innovationsausschuss eingerichtet. Seit dem Jahr 2016 fördert er Projekte, die innovative Ansätze für die gesetzliche Krankenversicherung erproben und neue Erkenntnisse zum Versorgungsalltag gewinnen wollen.
Der Innovationsausschuss prüft nach Eingang des Evaluations- bzw. Ergebnisberichts eines Projekts, ob die Ergebnisse in die Versorgung der gesetzlichen Krankenversicherung überführt werden sollen. In seinem Beschluss legt er jeweils dar, an welche Organisationen und Institutionen die Projektergebnisse und deren Bewertung gezielt weitergeleitet werden.
Generelle Informationen zur Arbeit des Innovationsausschusses sowie zu laufenden und abgeschlossenen Projekten finden Sie auf der Website des Innovationsausschusses.