Neue Datenanalyse stellt Krankheitslast regional differenziert dar und kann eine bedarfsgerechtere Gesundheitsversorgung unterstützen
Berlin, 1. März 2023 – Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hat empfohlen, Erkenntnisse aus dem beendeten Förderprojekt BURDEN 2020 zur Krankheitslastrechnung in die Versorgung zu überführen. Das entwickelte Konzept zur Datenanalyse kann dazu beitragen, die Versorgungsangebote in Deutschland stärker an der Krankheitslast der Bevölkerung auszurichten und dabei auch regionale Unterschiede zu berücksichtigen. Denn es zeigt, dass es möglich ist, eine Vielzahl von vereinzelt vorliegenden Daten zusammenzuführen und daraus Erkenntnisse zu ausgewählten Krankheiten regional differenziert abzuleiten.
BURDEN 2020 – Die Krankheitslast in Deutschland und seinen Regionen. Grundlagen einer umfassenden Planung im Gesundheitswesen.
Angesichts des demografischen Wandels gilt es die medizinischen Versorgungsstrukturen stärker an der Krankheitslast in der Bevölkerung regional differenziert auszurichten. Die dafür notwendigen belastbaren Daten für eine umfassende, vergleichbare und verlässliche Darstellung fehlten aber bisher in Deutschland, argumentierten die Projektbeteiligten.
Hier setzte die Pilotstudie an: Neben Befragungsdaten des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden Abrechnungsdaten von AOK-Versicherten, Daten aus der Todesursachenstatistik und aus der Straßenverkehrsunfallstatistik verwendet sowie Studienergebnisse zur Konzentration von Feinstaub und Verkehrslärm. Im Ergebnis konnten für das Jahr 2017 die durch Tod verlorenen Lebensjahre für 131 Todesursachen dargestellt werden sowie die durch gesundheitliche Einschränkungen verlorenen Lebensjahre und die Krankheitslast insgesamt für 19 ausgewählte Erkrankungen. Die Ergebnisse sind sowohl nach Alter und Geschlecht als auch für die 16 Bundesländer und 96 Raumordnungsregionen differenzierbar.
Nicht machbar war es jedoch, mit den in Deutschland bisher vorhandenen Daten auch jene Anteile der nationalen Krankheitslast zu bestimmen, die einzelnen Risikofaktoren wie beispielsweise dem Rauchen statistisch zugeschrieben werden können. Dennoch hält der Innovationsausschuss die Erkenntnisse aus dem Projekt insgesamt für so relevant, dass mit ihrer Hilfe die Gesundheitsversorgung in Deutschland zielgerichtet weiterentwickelt werden kann.
Die Gesamtergebnisse der Pilotstudie sind in einem interaktiven Informationssystem über die Website des RKI www.daly.rki.de öffentlich einsehbar. Projektergebnisse, die auf Basis der AOK-Abrechnungsdaten generiert wurden, sind zusätzlich über die Website des Wissenschaftlichen Instituts der AOK www.krankheitslage-deutschland.de öffentlich nutzbar.
Methodisch hat man sich bei dem Projekt auf die „Global Burden of Disease“-Studie gestützt, diese jedoch modifiziert und ergänzt. Getragen wurde das Projekt BURDEN 2020 vom RKI, dem AOK-Bundesverband und dem Umweltbundesamt.
Projektergebnisse gehen ans Bundesgesundheitsministerium und den G-BA
In seinen Beschlüssen legt der Innovationsausschuss jeweils dar, aus welchen Gründen er den Transfer der erprobten Ansätze beziehungsweise der gewonnenen Erkenntnisse in die Versorgung empfiehlt. Zudem wird erläutert, an welche Organisationen und Institutionen die Projektergebnisse und deren Bewertung gezielt weitergeleitet werden.
Die Projektergebnisse von BURDEN 2020 werden an das Bundesministerium für Gesundheit weitergeleitet. Das Ministerium wird gebeten zu prüfen, ob die dauerhafte Etablierung einer nationalen Krankenlaststudie sinnvoll ist. Übermittelt werden die Ergebnisse zur räumlichen Verteilung von Krankheitslast zudem an den Unterausschuss Bedarfsplanung des G-BA und zur Information an die Gesundheitsministerkonferenz der Länder.
Die Rückmeldungen werden vom Innovationsausschuss auf seiner Website veröffentlicht, sobald diese vorliegen.
Hintergrund
BURDEN 2020 ist ein Projekt aus dem Förderbereich Versorgungsforschung, das mit Mitteln des Innovationsfonds unterstützt wurde. Versorgungsforschung hat die Aufgabe, wissenschaftliche Grundlagen zu schaffen, um das Gesundheitswesen besser zu gestalten, zu organisieren und zu finanzieren.