Pres­se­mit­tei­lung | Metho­den­be­wer­tung

Ein Glaukom-​Screening ist nicht sinn­voll

Sieg­burg, 5. April 2005 - Der Gemein­same Bundes­aus­schuss (G-BA) in seiner für die vertrags­ärzt­liche Versor­gung zustän­digen Beset­zung hat Ende letzten Jahres den Beschluss gefasst, ein Glaukom-​Screening nicht in den Leis­tungs­ka­talog der gesetz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung aufzu­nehmen. Nach inten­siver Bera­tung der Methode und Einbe­zie­hung der derzeitig vorhan­denen Erkennt­nisse ist der G-BA zu der Auffas­sung gelangt, dass jeden­falls zum gegen­wär­tigen Zeit­punkt die Voraus­set­zungen für eine Einfüh­rung nicht gegeben sind. Das Bundes­mi­nis­te­rium für Gesund­heit und soziale Siche­rung hat diesen Beschluss nicht bean­standet, sodass er nun nach Veröf­fent­li­chung im Bundes­an­zeiger in Kraft getreten ist.

Bei den Bera­tungen folgte der G-BA den gesetz­lich fest­ge­legten Bewer­tungs­kri­te­rien von Früh­erken­nungs­maß­nahmen. Scree­ning­Maß­nahmen zur Früh­erken­nung von Krank­heiten sollen dazu dienen, eine Krank­heit so früh­zeitig zu erkennen, dass durch eine Therapie die Verschlech­te­rung der Krank­heit vermieden oder der Krank­heits­ver­lauf positiv beein­flusst werden kann. Unter Scree­ning versteht man eine flächen­de­ckende Reihen­un­ter­su­chung, in der zeit­liche Abstände und Ziel­gruppen (Risi­ko­gruppen) benannt werden.

Unzu­rei­chende Erkennt­nisse über wesent­liche Fragen zur Früh­erken­nung von Glau­komen gibt es bei verschie­denen Punkten:

-        Bei der Auswer­tung der vorlie­genden Studien ist deut­lich geworden, dass der erhöhte Augen­druck, der früher als Haupt­ur­sache für ein Glaukom ange­sehen wurde, nur als ein wich­tiger Risi­ko­faktor ange­sehen werden darf. Seine allei­nige Bestim­mung ist somit mögli­cher­weise nicht ausrei­chend. Erschwe­rend kommt hinzu, dass der Augen­druck starken Tages­zeit­schwan­kungen unter­liegt.

-        Aufgrund der unvoll­ständig geklärten Krank­heits­ur­sa­chen und des unter­schied­li­chen Krank­heits­ver­laufs ist es auch nur schwer möglich, ein vor dem Auftreten von Krank­heits­sym­ptomen liegendes Krank­heits­sta­dium (präsyp­to­ma­tisch) zu defi­nieren, das möglichst mit einer Früh­erken­nungs­un­ter­su­chung entdeckt werden soll.

-        Da es sich bei der Erkran­kung Glaukom ("Grüner Star") um eine Gruppe von Erkran­kungen handelt, die sowohl hinsicht­lich der Ursache als auch Sympto­matik sehr unter­schied­lich sind, ist es derzeit nicht klar, welches Test­ver­fahren ausrei­chend präzise ist. Bei unge­nauen Test­ver­fahren besteht das Risiko einer "falsch posi­tiven" Bewer­tung und einer daraus abge­lei­teten unnö­tigen Therapie am gesunden Pati­enten oder einer falsch-​negativen Bewer­tung, durch die die Krank­heit über­sehen wird.

-        Auch für die Kombi­na­tion verschie­dener Unter­su­chungs­ver­fahren liegen keine ausrei­chenden Daten vor, die genaue Angaben zu der Verläss­lich­keit dieser Tests erlauben.

-        Aufgrund der fehlenden Zahlen zur Verbrei­tung des Glau­koms in den verschie­denen Alters­stufen ist eben­falls nicht klar, ab welchem Alter ein solches Scree­ning sinn­voll wäre und in welchem Abstand.

Die Kassen­ärzt­liche Bundes­ver­ei­ni­gung und die Spit­zen­ver­bände der Kran­ken­kassen weisen jedoch darauf hin, dass bei begrün­detem Verdacht auf eine Glau­kom­er­kran­kung die entspre­chende Unter­su­chung Bestand­teil des Leis­tungs­ka­ta­logs ist und vom Vertrags­arzt über die Chip­karte im Rahmen der kura­tiven Behand­lung abzu­rechnen ist.

Stich­wort Glaukom:

Die häufigsten Glau­kom­formen sind das so genannte primäre Offen­win­kel­glaukom, das mit erhöhtem Augen­druck einher­geht und das "Normal­druck­glaukom", bei dem normale Augen­druck­werte vorliegen. Glau­kom­ty­pi­sche Symptome treten erst relativ spät in Form von typi­schen Gesichts­feld­aus­fällen auf. Genaue Zahlen zur Häufig­keit des Glau­koms exis­tieren nicht, es ist jedoch insbe­son­dere bei älteren Menschen eine relativ häufig auftre­tende Augen­er­kran­kung und nach Schät­zungen in Deutsch­land die dritt­häu­figste Ursache einer Erblin­dung. Als Risi­ko­fak­toren für das Auftreten eines Glau­koms gelten neben einem erhöhten Augen­druck eine fami­liäre Belas­tung und ein erhöhtes Alter. Der Krank­heits­ver­lauf ist unter­schied­lich und nur schwer kalku­lierbar.


Beschluss zu dieser Pres­se­mit­tei­lung

Gesundheitsuntersuchungs-​Richtlinien (Glaukom-​Screening)